Hat Attraktivität einen Zeitstempel?

Zwischen diesen Fotos liegen gut sechsunddreißig Jahre. Und all diese Zeit ist so schnell vergangen. Damals mit zwanzig konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie ich mich denn mit sechsundfünfzig fühlen würde. 

Alt? Unattraktiv? Unsichtbar? Gebrechlich? Bereit, aussortiert zu werden? Um ehrlich zu sein, empfinde ich mich selbst nicht anders als früher. Zumindest was mein Aussehen angeht. Denn ich war noch nie ein langbeiniges superschlankes Schönheitsideal.

Nachdem Bittersüßer Widerstand erschienen ist, haben mich sehr viele Nachrichten erreicht und es hat sich so manche Leserin auch in einer Rezension darüber gefreut, dass das Protagonistenpaar fünfzig ist. Denn Liebe, Erotik und Sex finden ab dieser Altersgruppe nirgendwo statt. In Filmen und Romanen fehlen sie fast immer. Eigentlich geht das schon ab Anfang / Mitte vierzig los. Als würde man besonders als Frau kein Recht mehr besitzen, begehrenswert zu sein.  Sich als attraktives Wesen zu fühlen, das mitten im Leben steht.

Woher kommt das eigentlich? Und muss das so bleiben? In Filmen, Werbung, Magazinen findet langsam ein Umdenken statt und man sieht endlich wunderschöne Frauen, die jenseits der Vierzig, Fünfzig, Sechzig oder auch älter sind. Aber leider noch viel zu wenige. Männer hatten es in dieser Beziehung stets leichter und hatten schon immer einen Werbeplatz im Leben, auch jenseits der Vierzig. 

Frauen sollen für immer jung, schlank und faltenlos bleiben. So wird es suggeriert. Und sind sie das nicht mehr, haben sie das Recht auf ein erfülltes (Sex)Leben verloren. Also Ladys, glaubt an euch. Ihr seid hübsch, sexy und begehrenswert. Gegenseitige Anziehungskraft besitzt keinen Zeitstempel und auch nicht die Lust an erotischen Romanen.

Ich kenne so viele wunderschöne Frauen, in jeder Altersklasse und Schönheit ist so vielfältig wie das Leben, wie die Liebe.

 

1 Gedanke zu „Hat Attraktivität einen Zeitstempel?“

  1. Hallo Linda,

    ich bin ganz deiner Meinung. Ich finde es sehr schade, dass wir Frauen von den Medien auf ein bestimmtes Gesamtbild reduziert werden. Den allgemeinen Schlankheitsvorgaben entsprechen doch die wenigsten Frauen. Alles was jenseits der Kleidergröße 36 ist, wird als “Fett” oder etwas netter ausgedrückt als “Adipös” bezeichnet. Sollten dann auch noch ein paar Falten und graue Haare dazu kommen, registriert man uns einfach nicht mehr. Viele Frauen fühlen sich dann genötigt etwas “machen” zu lassen. Es fängt bei der Haarfärberei an und endet dann beim Schönheitschirurgen der uns dann auf ein (von den Medien gewünschtes) attraktives Niveau zurecht schnippelt. Botox-Behandlungen, Cremes, diverses Makeup mit Hyaluron, Faltenunterspritzungen usw. usf.. Und als Krönung, falls man etwas mehr auf den Rippen hat, wird dann eine Magenverkleinerung empfohlen. Ich könnte kotzen vor Glück über so viel Arroganz. Wenn man es noch könnte, würde man uns Frauen auch einfach auf eine genormte Größe ziehen. Kleine Frauen sind ja nicht so attraktiv wie große Frauen. Alles was unter 160 cm ist gilt als Winzling. Schöne Kleider werden meistens nur für große und vor allem schlanke Frauen entworfen.

    Aus diesen Gesichtspunkten freue ich mich immer über deine Protagonisten, die sind so sind wie die breite Mehrheit. Kurvig oder schlank , auch mal kleiner aber auch groß, Älter aber auch jung, einfach so wie das Leben auch ist. Liebe gibt es in jedem Alter. Das betrifft auch die Männer. Denn wenn einer von denen ein wenig kräftiger ist, entfällt schlagartig, laut den Medien, dessen Attraktivität. Was nutzt äußere Schönheit wenn der innere Kern hässlich ist.

    Von daher, vielen lieben Dank für deine tollen Bücher.

    Liebe Grüße

    Ute

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