Touch of Sugar – Leseprobe

Regungslos sitzt Sienna neben mir, als hätte ich sie mit Sekundenkleber überschüttet, während der schärfste Typ aller Zeiten, mit einem Clipboard in der Hand, auf meinen Captur zuläuft. Jeder Schritt ist ein Statement, mit wem wir es an diesem Ort zu tun haben. Wenn er ein Vorgeschmack für die Master der Insel ist, dann bin ich im Himmel für Subs gelandet. Er trägt schwarze Kleidung und auf dem engen Shirt prangt die weiße Aufschrift: Security. Die Cargohose ist wie für ihn geschaffen, denn sie unterstreicht die ihm anhaftende Autorität.

Er wirkt so finster, was durch die dunklen Haare und den Bartschatten bekräftigt wird. Doch sein Blick ist das, was mich schlucken lässt. Wenn er zu einer Sub sagt: „Knie dich hin!“, dann tut sie gut daran, seinem Befehl Folge zu leisten, egal ob sie es auf Glassplittern oder auf einem Bett durchziehen soll.

Sienna schluckt so hektisch, dass ich es hören kann. Ob sie gleich ohnmächtig wird, denn offensichtlich hat sie inzwischen das Atmen eingestellt. Im Gegensatz zu mir hat sie keine praktischen Erfahrungen in der Welt des BDSM. Ihr Defizit wird sich innerhalb unseres Urlaubs ruckzuck in Luft auflösen, davon bin ich überzeugt.

Er schreitet auf die Fahrerseite zu und mit jedem Zentimeter erhöht sich mein Herzschlag. Als er mich endlich erreicht, stoße ich einen abgehackten Atemzug aus, der mir einen Seitenblick von Sienna einbringt, die jedoch in der nächsten Sekunde erneut nach vorn starrt. Als ob Ignorieren ihn in Luft auflöst. Ich fürchte, meiner unschuldigen Freundin stehen ein paar höchst bedeutende Überraschungen bevor, wenn es um Tops geht, denn sie wird sich ihnen stellen müssen, sobald sie die Aufmerksamkeit eines Doms erregt und er sich näher mit ihr beschäftigen will. Was nah tatsächlich bedeutet, wird sie eher früher als später erfahren.

Meiden ist nicht, Baby.

Der Typ kann nur ein Master sein, jemand, der sich gekonnt darauf versteht, süße Subs wie mich, zum Schreien zu bringen. Er beugt sich herab und seine Augen sind hellgrün, was ich ehrlich gesagt nicht erwartet habe. Obwohl uns die Scheibe voneinander trennt, könnte er nicht näher an mir dran sein, während er mir in die Augen sieht. Ich könnte den Blickkontakt nicht lösen, selbst wenn ich es inbrünstig versuchen würde, was ich allerdings nicht will. Denn es ist viel zu interessant, sich dieser Intensität zu stellen und sich in ihr zu verlieren. In dieser Sekunde beschließe ich, dass ich ihn haben will, aber ob mir das wirklich gelingt, steht in den Sternen. So einer wie er, lässt niemanden über sich bestimmen, immerhin ist er derjenige, der bestimmt, und zwar kompromisslos.

Ich drücke auf den Knopf, um das Seitenfenster runterzulassen, und lächele ihn an. Zumindest weiß ich, wie mein Lächeln auf Männer, Frauen, Kinder, Babys und Säugetiere wirkt. Es ist ansteckend, öffnet mir jede Tür und bringt mir Sonnenscheinpunkte ein.

Normalerweise!

Denn er runzelt die Stirn und kneift die Lippen zusammen, bis die Weichheit seiner Unterlippe in einer geraden Linie verschwindet, die sich sicherlich, wie Granit auf meinem Mund anfühlen würde. Dabei hätte ich es zu gern, dass er mich küsst, ehe ich vor ihm auf die Knie sinken muss, damit er mir ein paar sehr unanständige Dinge antun kann. Vermutlich ist er äußerst einfallsreich, wenn es darum geht, sich bei einer Sub durchzusetzen.

Und sollte sie es tatsächlich wagen, ungehorsam zu sein, hat er bestimmt herrliche Bestrafungen in petto, die durchdringend und nachklingend auf der Haut brennen. Ich hingegen bin sehr erfinderisch in der Kunst, einen Master zur Weißglut zu treiben, da ich überaus gern rede. Bei ihm könnte mich das in verführerische Notlagen bringen.

„Ich bin Emily Reardon“, fange ich an, doch er hebt die Hand und das bringt mich erstaunlicherweise sofort zum Verstummen.

Er legt das Clipboard auf dem Dach ab, öffnet die Fahrertür und hält sie auf. „Aussteigen!“

Das eine Wort reicht aus, um mir nicht nur den Mund wässrig zu machen. Zu meiner Bestürzung spüre ich, dass ich nass zwischen den Schenkeln werde, weil meine Fantasie sich ausmalt, wie er mich über das Auto beugt, meinen Rock hochschiebt und mit diesen sicherlich starken Fingern über meine Haut gleitet. Dazu die Klangfarbe seiner Stimme, die ich immer mit Alkoholsorten vergleiche. Sienna würde ich Prosecco zuweisen, seine hingegen ist ein rauchiger Whiskey, der jahrelang in einem Holzfass lagern durfte. Wie gern würde ich mich über dieses Fass drapieren, während er hinter mir steht, vorzugsweise mit einer Gerte in der Hand.

„Du nicht“, sagt er an Sienna gerichtet, die sogleich auf den Beifahrersitz zurückplumpst und nach wie vor das Atmen eingestellt hat.

Ich löse den Sicherheitsgurt und zu meiner Verblüffung reicht er mir die Hand, was wirklich sehr vorausschauend von ihm ist, da meine Beine sich etwas unsicher anfühlen. Ich würde die Steifheit meiner Glieder gern auf die Fahrt schieben, befürchte allerdings, dass es ausschließlich wegen ihm ist.

Mr. Smoky Whiskey, schätzungsweise fünfunddreißig Jahre gereift, greift nicht zögerlich zu, sondern seine Finger umschließen meine Handfläche mit genügend Druck, um die Instabilität meiner Muskeln weiter zu verstärken. Die Hitze seiner Berührung jagt meinen Arm hinauf, breitet sich von dort über mein Dekolleté aus, um sich zu guter Letzt in meinen Wangen zu sammeln.

Meine Reaktionen auf ihn fallen über mich her und lähmen sogar meine Zunge, dabei möchte ich so gern seinen Namen erfahren, ihn fragen, ob er sich aktiv in dem Resort beteiligt. Es wäre eine kalte Dusche für mich, sollte er tatsächlich nur seinen Job erledigen, keine dominanten Tendenzen besitzen oder nach der Devise leben, Arbeit und Vergnügen nicht miteinander zu vermischen. Aber alles in mir glaubt zu wissen, dass er einen roten Hintern nicht bloß vom Hörensagen kennt, sondern oft genug einen verursacht hat.

Um es auf den Punkt zu bringen: einen tiefroten, herrlich brennenden Hintern.

„Emily Reardon und Sienna Baltimore“, fließt es aus seiner Kehle. Er lässt mich los und auf der Stelle sehne ich seine Berührung zurück.

Erst jetzt bemerke ich das Namensschild, das an seinem Shirt auf der rechten Brustseite befestigt ist. Joe East steht dort. Master Joe East, ergänze ich gedanklich. Ob er es mag, wenn man ihn so nennt oder sogar darauf besteht? So mancher Dominante fordert den Titel bis zum Erbrechen ein, sodass es nervt.

Er nimmt das Clipboard zur Hand und schaut kurz darauf, ehe er seinen Blick erneut auf mir platziert, denn er sieht mich nicht nur an. Nein, er analysiert mich, taxiert mich aus irgendeinem Grund, um eine Schlussfolgerung zu ziehen, was meine Person angeht. Wie sie ausfällt, weiß allerdings nur er. Denn er lässt sich nicht von mir in die Karten schauen. Sein Gesicht ist regungslos und eigenartigerweise verunsichert mich das. Ich sehne mich danach, ihn ebenso leicht einschätzen zu können, wie er es bei mir schafft. Einen Zweifel hege ich nicht daran, dass er das kann. Was immer dieser Mann in die Hand nimmt, er hat es ausperfektioniert und widmet sich der jeweiligen Aufgabe mit seinem ganzen Können und der nötigen Wachsamkeit.

„Hast du irgendwelche elektronischen Geräte dabei?“

„Natürlich nicht. Das ist strengstens verboten.“

Teil 5 der Touch-Reihe

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